Gefälschter Honig

  • Fake Honig = Fake Gesundheit
    Eine zu einfache Gleichung?

    Auf der 47. Apimondia in Istanbul diesen August gab es 2 bemerkenswerte Vorträge. Etienne Bruneau (Vorsitzender der Apimondia Wissenschaftskommision) und Cristina Mateescu (Vorsitzende Apitherapiekommission) hielten 2 Vorträge, die eindringlich unterstrichen, daß die Fälschung von Honig kein Kavaliersdelikt ist und nicht nur die Imker betrifft. Diese müssen seit Jahren - weltweit gerechnet - mit ca. 40% gefälschtem, billigem Honig konkurrieren. In Südamerika müssen gute Imkereien schließen und weltweit arbeiten Imker für einen Hungerlohn. Die Effekte für die weltweite Imkerei sind also erschreckend, aber nicht nur die, sondern auch die gesundheitlichen Folgeerscheinungen.


    Etienne Bruneau nannte seine Ausführungen blumig “Marktanomalitäten”. Beispielsweise exportiert Indien in einer steil ansteigenden Linie Honig - mit einer Verdopplung innerhalb von 5 Jahren - was völlig unmöglich ist. Vietnam exportiert mehr als es produziert und selbst importiert und auch die Ukraine ist eine „unrühmliche Exporterfolgsgeschichte“ ab 2014. Etienne zeigte auch den Zusammenhang des Exportpreises für chinesischen Honig, der je nach Kontrollintensität mit moderner NMR korreliert. England und Portugal bezahlen in dieser Aufstellung den niedrigsten Preis. Interessant ist sein Hinweis, daß der Preis für chinesischen Honig im chinesischen Inland 3-bis 5-mal höher liegt als der Exportpreis! Eigentlich ist das nur mit einer anderen Qualität bzw. der Durchsetzung von verschiedenen Qualitätsstandards für Import und Export durch die chinesische Regierung zu erklären. Viele mögen sich noch an den Skandal für Babymilch erinnern.

    Daß der Preisfahrstuhl nicht nur nach unten geht, zeigt ja das bekannte Beispiel Manukahonig. Ein fast unverkäuflicher, eigenartig schmeckender Honig erobert die Welt und jeder kennt seien Namen. Der Exportwert von Neuseelands Top-Seller ist größer als all die gigantischen Mengen chinesischen “Honigs” zusammen! Aus vielen Gesprächen weiß ich, wie die Imker über Manukahonig schäumen. Aber mit Forschung und Marketing wurden seine Stärken zur wirtschaftlichem Erfolgsgeschichte. Wer glaubt, daß nichts dahinter ist, sei das Buch von Detlef Mix empfohlen. Wer es ohne Scheuklappen liest, kann sehen, daß viele Eigenschaften nicht für Manukahonig alleine gelten.


    Nun aber zu den gesundheitlichen Aspekten und Cristina Mateescu. Anders als die reine Nährwertdeklaration auf dem Etikett von Zucker, Fett und Eiweiß dem Kunden suggeriert, daß es sich um dasselbe handelt, besteht ein großer Unterschied von Honig zu gefälschtem Honig aus verschiedenen Sirupen. Füttert man Ratten 8 Wochen mit gefälschtem Honig so legen diese größere Fettpolster an und ihr BMI erhöht sich, was beides bei der Fütterung mit Honig nicht passiert.

    Ein Teelöffel Honig in warmem Wasser ist das beste Mittel, um abzunehmen. Honig trägt zur Gewichtskontrolle bei, die durch das Hormon Leptin gesteuert wird. Bei gefälschtem Honig ist zwar der Pegel hoch, aber es wird eine Leptin-Resistenz entwickelt, so daß es in Folge zur Gewichtserhöhung bis hin zur Fettleber kommt. Das führt im Körper zur oxidativem Streß, mit entsprechenden Folgen: Koronare Herzerkrankungen nehmen zu, Insulinresistenz und Diabetes mit allen ihren Folgeerscheinungen greifen sich Raum. Letztendlich werden alle Organe negativ beeinflusst: Schilddrüse, Nieren, Magen, Bauchspeicheldrüse, Galle, Verdauungstrakt, Fortpflanzungsorgane. usw...

    Echter Honig enthält neben vielen verschiedenen Zuckern, Flavonoiden, Polyphenole und Antioxidantien, wie Alkaloide, Glykoside, Anthrachinone und flüchtige Verbindungen, die im Körper eine starke biologische Aktivität entfalten. Honigimitationen und dazu gehören für mich auch sog. “vegane” Honige, sind oft aus Industrieabfällen kreiert und werden mit Löwenzahn oder Gänseblümchen-Werbesprüchen bemäntelt. Sie haben oft extrem hohe HMF-Werte und vor allem einen hohen glykämischen Index. Das bedeutet, daß die Insulinausschüttung viele Male höher ausfällt, wie bei der gleichen Menge Honig. Die Überbeanspruchung der Bauchspeicheldrüse ist dadurch vorprogrammiert und nicht nur Diabetes die Folge.

    Es ist wichtig den Honig schon für die Vorbeugung zu schätzen, und natürlich auch in der Therapie einzusetzen. Isst man ahnungslos Fake Honig, so kämpft man am Ende fruchtlos gegen Fettleibigkeit und seine Probleme. Dr. Mateescu bezieht sich in all ihren Aussagen auf viele, sorgfältige Studien.

    Ein weiteres Gesundheitsproblem ist, daß manche Fälschungssirupe zusätzlich Arsen enthalten. Weil das Fälschungsniveau ja hoch ist und die Analysemethoden von vor 50 Jahren nicht anschlagen, bleibt das Arsen unentdeckt und der arglose Verbraucher vergiftet sich schleichend durch das heimtückische Schwermetall, obwohl der „Honig“ für viel Geld und Aufwand „frei-getestet“ wurde.

    Es ist eben nicht nur das Problem der Imker, wenn Honigfälschungen, wie bei uns, von den Behörden de facto nie vom Markt genommen werden. Durch völlig uneffektive Tests und Analytik wird Qualität vorgegaukelt. Bisher wurden, wenn überhaupt, Honige mit hohem Pyrrolizidinalkaloid-Gehalt (PA) oder Glyphosat vom Markt genommen. Die Argumentationslage für PA´s ist extrem dünn und Glyphosatmengenüberschreitungen in ähnlicher Größenordnung im Bier wurden mit einem Achselzucken der Aufsichtsbehörden quittiert. Aber am Ende wächst sich dieses Wegschauen zu einem riesigen und teuren Gesundheitsproblem für die Verbraucher und das Gesundheitssystem aus.

    Ein erster guter Schutz ist es also, den Honig beim Imker des Vertrauens zu kaufen.

    Bilder Bildrechte Api-Zentrum Ruhr
    01_Pinienhonig: Wabenhonigverkostung auf der Apimondia
    02_verschiede Wabenhonige auf der Apimondia
    03_Außergewöhnliche Honigpräsentation im Laden der Firma Petek (Istanbul)

    Euer Bienenrudi ;)


    Klugheit ist, die Kunst zu Erkennen, was man übersehen muß. (W. James)
    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten! (Katharina von Siena)

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