Master Mundhygiene

  • Der Gesundheitscampus Wien punktet mit einer wissenschaftlichen Arbeit über Propolis



    Die FH Campus Wien ist die größte Fachhochschule in Österreich für Ausbildung, Forschung und Entwicklung. In Masterstudien- und Masterlehrgängen wird Gesundheitspersonal akademisch weitergebildet, damit es zukünftig stärker evidenzbasierte Entscheidungen treffen kann.


    In diesem Kontext hat Frau Michaela Sieger eine Masterarbeit über die Gesundheit aus dem Bienenstock verfasst und sich speziell mit dem Thema Mundgesundheit und Propolis auseinandergesetzt. Über Mundgesundheit ist heute bekannt, dass die Art und Zusammensetzung der individuellen Mundbakterien, also die Besiedlung im Mund und Rachenraum, entscheidend dafür ist, ob im Körper weitere Krankheiten entstehen können. Zum Beispiel ist der Zusammenhang zwischen krankhaften Mundbakterien und Herzinfarkt nachgewiesen, auch ist das Risiko für die Entstehung von Atemwegserkrankungen bis hin zu Lungenentzündungen und Diabetes mellitus erhöht.


    Frau Sieger hat alle randomisiert kontrollierten Studien, die über Propolis und Mundgesundheit in den letzten zehn Jahren erstellt wurden, gesammelt und nach internationalem Standard qualitativ bewertet und die übergreifenden Aussagen ausgewertet. Alle Studien befassen sich mit dem Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Desinfektionsmittel gegen bakterielle Krankheitserreger im Mund-/Rachenraum, und auch mit Propolis als Vergleichsmaterial.


    In Zusammenschau der bewerteten Studien stellte sich nun heraus, dass heruntergebrochen auf die untersuchten Bakterienarten das Wirkspektrum der Propolis sowohl dem von Chlorhexidin als auch anderen Desinfektionsmitteln in keiner Weise nachsteht. Trotzdem gilt heute interessanterweise noch immer Chlorhexidin als der antiseptisch wirkende Goldstandard. Die weitere Verarbeitung der Datenlage führte zu dem Ergebnis, dass Nebenwirkungen, wie sie bei Chlorhexidin auftreten können, in den Studien zwar beschrieben wurden, aber keinen Einfluss auf die Gesamtbewertungen oder die Bewertung des Therapieerfolges haben.


    Propolis und Propolis-Präparationen haben eine Reihe von entscheidenden Vorteilen. Ein wesentlicher ist die fehlende Resistenzentwicklung. Gerade schwerabbaubare, synthetisch hergestellte Antibiotika verursachen Resistenzen nicht nur durch den beabsichtigten Gebrauch (Anwendungen in der Mundhöhle), sondern auch deswegen, weil durch Ausspucken nach dem Gebrauch diese ins Abwasser gelangen und unsere Kläranlagentechnik noch nicht in der Lage ist, diese absolut sicher herauszufiltern – „sie rutschen durch“ und gelangen so in unsere Gewässer. Resistente Bakterien gelangen daher auch in unser Trinkwasser und landen somit wieder in unseren Körper.


    Ein weiterer Vorteil ist der, dass Naturprodukte wie Propolis nicht die gesamte Mundflora zerstören, also quasi „tabula rasa“ machen, sondern selektiv vorgehen. Propolis ist eben kein Antibiotikum. Im klassischen Sinne könnte man höchstens von einem „selektiv wirkendem Antibiotikum“ sprechen. Es werden durch Propolis ausschließlich Krankheitserreger aus dem Spiel genommen, während durch handelsübliche Desinfektionsmittel Krankheitserreger und das gesamte individuelle Mikrobiom, das uns vor eintreffenden pathogenen Mikroorganismen schützen soll, zerstört wird. Das gesunde und gute Mundmikrobiom wird durch Propolis gefördert.


    Die kurzen Studiendauern und dadurch fehlende Aussagemöglichkeiten über Langzeitnebenwirkungen sowie die geringen Fallzahlen der Studien werden von Frau Sieger selbst als gering evidenzminiminierend angegeben.


    Das Mundmikrobiom ist für uns essenziell, wie die Besiedelung unseres Darms, der Haut oder unserer Körperhöhlungen mit Bakterien und Viren. Diese Biofilme sind komplexe Lebensgemeinschaften, die uns schützen. Das Darmmikrobiom ist sogar in der Lage, für uns Vitamine und Botenstoffe zu produzieren. Schadmikroorganismen bilden eigene Biofilme, die das individuelle, gesunderhaltende Mikrobiom verdrängen. Diese bakteriellen Lebensgemeinschaften besitzen eine ihnen eigene Fähigkeit: sie können miteinander und untereinander kommunizieren und sich schnell an geänderte Lebensbedingungen anpassen. Diese biologische Fähigkeit wird „Quorum Sensing“ genannt. Wenn die Kommunikation den pathologischen Mikrofilmen besser gelingt, wird das individuelle gesunderhaltenden Mikrobiom verdrängt und wir werden krank.


    Propolis ist in der Lage, diese Unterhaltung auf molekularer Ebene zu stören. Die Schadmikroorganismen können sich nun nicht mehr „verabreden und absprechen“ und müssen in Folge einzeln agieren. Die Polizei, also das Immunsystem, kann sie nun Stück für Stück bekämpfen. Diese Eigenschaft der Propolis nennt man „Quorum Quenching“.


    Propolis und mögliche Allergien darauf waren zwar nicht Thema der Masterarbeit. Dennoch gibt es gerade durch die Vielzahl der bearbeiteten Studien ein interessantes Schlaglicht. Die Studien konnten keinerlei Hinweise auf allergische Reaktionen bei den Studienteilnehmer nennen. Wir sehen, dass im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung, wo gebetsmühlenartig vor Propolis und seinen Allergien gewarnt wird, das tatsächliche Risiko gering ist und mit Allergien auf Naturstoffe oder auch gängigen Lebensmitteln vergleichbar ist. Ein vermehrter Hinweis auf besondere Handhabung oder Warnhinweise scheint daher nicht gegeben zu sein und kann mit denen auf z. B. Erdbeeren gleichgesetzt werden.


    Die Arbeit von Frau Sieger zeigt auf, dass wir, die wir uns im 21. Jahrhundert befinden, besser dieser komplexen und naturwissenschaftlich fundierten Konzepte der Natur bedienen sollten. Natürlich sind wir erst am Anfang, die Geheimnisse des Mikrobioms zu entschlüsseln. Auf der anderen Seite ist es keine Frage, dass wesentliche Erfindungen des 20. Jahrhunderts wie Penicillin und Co und wie in unserem Fall Chlorhexidin in der Medizin punktuell unersetzlich sind. Diese Stoffe können wunderbare Ergebnisse erzielen. Der flächenhafte und manchmal auch gedankenlose Einsatz macht aber diese Waffen für Ärzte und Zahnärzte durch Resistenzbildung leider stumpf. Der zu lange dauernde Einsatz von Chlorhexidin kann beispielsweise auch zur Zerstörung des Dentins im Zahn führen.


    Der komplexe Naturstoff Propolis ist ein vergleichbar gutes, medizinisch einsetzbares „Werkzeug“. Das heute bekannte Wirkspektrum und Gesamtprofil von Propolis ist mit den Entwicklungen aus dem vorigen Jahrhundert keinesfalls vergleichbar. Es ist diesen weit überlegen, gerade deshalb sich die Wirkmechanismen von Naturstoffen durch die Evolution über Millionen von Jahren entwickelt haben. Resistenzen sind durch die komplexe und variable Zusammensetzung von Propolis nahezu ausgeschlossen. Weitere negative Langzeitfolgen wie die Zahnzerstörung bleiben aus und die Ergebnisse folgen dem ursprünglichen Ziel - gesunde Mundhöhle, gesunde Mensch.


    Der Arbeit von Michaela Sieger ist ein herausragender Meilenstein in der empirischen, evidenzbasierten Weiterentwicklung der Apitherapie gelungen. Die die Masterarbeit am Gesundheitscampus Wien wurde von den Mitgliedern der ÖGA (Österreichische Gesellschaft für Apitherapie) Dr. med. Andreas Dabsch und Dr. rer. nat. Thomas Gloger als externen Betreuern und Gutachtern unterstützt. Dr. Dabsch betreibt in Klosterneuburg bei Wien eine Praxis für Allgemeinmedizin.



    Bilder Bildrechte Api-Zentrum Ruhr


    Bilder anlässlich der ÖGA-Tagung in St. Johann mit Vorstellung von Frau Sieger



    01_Tagung der ÖGA L Anton Reitinger M Michaela Sieger R Dr Andreas Dabsch


    02_Publikum ÖGA Fachtagung in St Johann


    03_ L Michaela Sieger R Dr Andres Dabsch



    Dr Andres Dabsch Betreuer


    Anton Reitinger Vorsitzender Österreichische Gesellschaft für Apitherapie ÖGA

    Euer Bienenrudi ;)


    Klugheit ist, die Kunst zu Erkennen, was man übersehen muß. (W. James)
    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten! (Katharina von Siena)

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