Honigfälschung

  • Fälscher werden dreister
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommt, Honig auch im Bioreaktor zu erzeugen. Eine ein millionenschweres israelisches Startup posaunt in die Welt: „Der reinste Honig der Welt, schmeckt wie Honig, riecht wie Honig, kommt aber nicht von den Bienen“.

    Das Startup hat angeblich einen Honigmagen der Biene im Labor nachgebaut und macht damit seinen „Honig“. Es müssten Nektar und Proteine in einen Reaktor gebracht werden. Damit könne man jetzt unbegrenzte Mengen Honig produzieren, verspricht das Werbevideo. Die Bienen könnte man nun ab sofort das machen lassen, was sie am besten machen können, nämlich die Bestäubung der Kulturpflanzen. Aber, wo der viele Nektar für ihren koffeinhaltigen „Kaffeehonig“ herkommen soll, bleibt völlig offen.

    Dies wäre alles nicht so erwähnenswert, Betrüger und Geschäftemacher wird es immer geben. Was jetzt Auge sticht, ist die infame Art der Werbung für diese Imitation. Auch diese Imitation hat wahrscheinlich ähnlich gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit, wie das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) jetzt aufgedeckt hat. Dass bei diesem Prozess tatsächlich wertvolle Vitalstoffe gebildet werden, glaubt nicht einmal ein Wissenschaftsgläubiger.

    Das in den Medien meist übertrieben dargestellte grassierende Bienensterben wird instrumentalisiert. Man müsse die Bienen vor der gefährlichen Honigproduktion schützen, Ausbeutung der Bienen verhindern und menschliche Umweltveränderungen würden die Biene angreifbarer für Viren machen.

    Halb richtig ist auch voll daneben. Für das allgemeine Publikum könnte diese Argumentation allerdings schlüssig aussehen, denn es ist eine zwar primitive, aber griffige Botschaft und einfach gestrickte Influenzer greifen solche Themen mangels eigener Inhalte gerne auf. Außerdem wird das Narrativ vegan gedroschen und die ebenso unqualifizierte Behauptung, dass Honig für Babys ungeeignet sei. Auch sei diese Honigfälschung frei von Pestiziden und Schwermetallen. Wie soll das in einer Welt gehen, in der man sogar am entlegensten Ort der Erde jedes jemals verwendete Pestizid mittlerweile mit links nachweisen kann?

    Solche Aussagen sollte die Imkerschaft alarmieren. Honig ist Honig und Fälschung ist eine Fälschung! Es gibt keine gute oder schlechte Fälschung. Es gibt guten Honig aus China, aber es gibt eben auch Fälschungen von dort und von anderswo. Bloß weil die Fälschung vegan, Tierwohl oder sonstige wohlfeile Eigenschaften hat, bleibt das ein krimineller Akt, Produkte auf den Markt zu werfen, die Honig heißen, aber mit Honig nichts zu tun haben.

    In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass ausschließlich das Naturprodukt Honig einen wesentlich anderen Einfluß auf den Zuckerstoffwechsel und -Insulin haben. Beispielsweise sterben Ratten nach 8-wöchigem Diät mit Fakehonig. Dieser enthielt nicht einmal, das häufig im Reissirup vorkommende Arsen. Mit echtem Honig entwickeln sie sich prächtig.

    Auch dürfen wir die Mittäter nicht vergessen. Dazu gehören beispielsweise Vermarkter, die sehr wohl wissen, dass diese Produkte gesundheitsschädlich und irreführend sind. Sie werden trotzdem eingelistet, weil es eben gerade in eine hippe Werbestrategie passt. Wenn Werbeaussagen, wie zum Beispiel „dies ist der reinste Honig der Welt“, „veganer Honig“ oder „Ohnig“ von behördlicher Seite nicht automatisch unterbunden werden, müssen hier Imker den Finger in die Wunde legen.

    Eine einfache Wahrheit ist: Ohne kostendeckenden Honigpreis gibt es viel weniger Imker und noch weniger Bienen. Bestäubung perdu! Gesundheit der Verbraucher perdu! Letztendlich entschiedet der Verbraucher, was er kauft. Wir Imker müssen aufklären und im Interesse unserer Bienen, den Ruf des Honigs beharrlich und robust schützen. Dr. Gloger

    Euer Bienenrudi ;)


    Klugheit ist, die Kunst zu Erkennen, was man übersehen muß. (W. James)
    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten! (Katharina von Siena)

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