Rest-Entmilbung – auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an

Für einen guten Behandlungserfolg im Winter ist die erste Voraussetzung, die Völker müssen zur Behandlung brutfrei sein. Die dafür geeigneten und zugelassenen Varroazide wirken allesamt über den Kontakt der Milben mit dem Wirkstoff, nicht jedoch auf diejenigen Milben, die sich in der verdeckelten Brut aufhalten. Als zweite Voraussetzung gilt, die Bienen müssen für eine Träufel-Anwendung eng in der Wintertraube sitzen, um so eine gleichmäßige Wirkstoffverteilung zu garantieren.


Deshalb sind Außentemperaturen zum Zeitpunkt der Behandlung unter oder um den Gefrierpunkt herum geradezu ideal. Bei 2-zargigen Völkern muss zur Träufel- Behandlung die obere Zarge vorsichtig nach oben gekippt werden, denn i.d.R. sitzen die Völker unter dem Futter in der unteren Zarge.


Die Nachttemperaturen der letzten Tage lagen unter dem Gefrierpunkt. Dadurch werden die noch vereinzelt brütenden Völker endgültig ihre Bruttätigkeit einstellen. Die Königin stellt die Eilegetätigkeit ein und die noch vorhandene offene Brut wird z.T. nicht mehr weiter versorgt und ggf. herausgefressen. Einige Brutzellen werden ggf. noch verdeckelt. Die Bienen in allen verdeckelten Zellen müssen noch schlüpfen, damit die in den Zellen vorhandenen Varroen frei kommen und sich dann ausschließ- lich auf den erwachsenen Bienen aufhalten können. Daher ist jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt für eine Behandlung, aber ab jetzt kann der optimale Behandlungs- zeitpunkt für die Rest-Entmilbung kalkuliert werden.



Von nun an sollte man deshalb die Wetterprognosen aufmerksam verfolgen, denn in drei Wochen beginnt das geeignete Zeitfenster für die Rest-Entmilbung.


Dann nämlich sind die Völker brutfrei. Wie schon gesagt, sind Temperaturen unter dem Gefrierpunkt für die Behandlung besonders geeignet. Sollten jedoch in drei Wochen eventuell leichte Plusgrade über Tage angesagt sein, sitzen die Bienen zumindest nach kalten Nächten in den frühen Morgenstunden eng in ihrer Winter- traube zusammen. Dann sollte man frühmorgens behandeln. Die Rest-Entmilbung muss spätestens zum Jahreswechsel hin erfolgt sein, da erfahrungsgemäß die Bienenvölker dann wieder mit der Brutaufzucht beginnen.


Die Rest-Entmilbung

Dazu stehen der Imkerschaft in Deutschland derzeit verschiedene zugelassene Varroazide zur Sprüh- oder Träufel-Anwendung zur Verfügung. Für die Winterbe- handlung ordnen wir jedoch die Träufel-Anwendung als besonders geeignet ein:


  • mehrere Oxalsäure-Produkte,
    • Oxalsäuredihydrat-Lösung 3,55 (m/V) ad us. vet. zur Träufel-Anwendung [Serumwerk Bernburg AG]
    • Oxuvar® 3,5 % (m/V) ad us. vet. zur Träufel-Anwendung [Andermatt BioVet GmbH]
    • Oxuvar® 5,7 % zur Träufel- oder zur Sprüh-Anwendung [Andermatt BioVet GmbH]
    • Oxybee® / Dany’s BienenWohl® zur Träufel-Anwendung [Véto-pharma bzw. Dany Bienenwohl GmbH]
  • das kombinierte Oxalsäure-/Ameisensäure-Produkt,
    • VarroMed® zur Träufel-Anwendung [BeeVital GmbH]

      Bei diesem Kombinationsprodukt (4,4 %ige Oxalsäure-Dihydrat-Lösung in Kombination mit 0,5 %iger Ameisensäure) hat allein die Oxalsäure eine varroazide Wirkung. Der geringe Ameisensäure-Zusatz in diesem Fertigprodukt dient nach Herstellerangaben allein der Verlängerung der Wirkdauer der Oxalsäure und die Verträglichkeit des Tierarzneimittels soll dadurch verbessert werden.

  • ein Milchsäure-Produkt,
    • Milchsäure 15 % ad us. vet. zur Sprüh-Anwendung [Serumwerk Bernburg AG]


Lesen Sie bitte zunächst aufmerksam die Packungsbeilage des Produktes, das Sie einsetzen wollen und folgen Sie den Angaben zur praktischen Anwendung. Für alle diese Varroazide gilt es auch die Sicherheitsbestimmungen als Anwender zu beachten. Grundsätzlich sind die Gebrauchslösungen ätzend. Sie können Haut, Augen, Schleimhäute und Atemwege reizen. Daher müssen bei der Träufel-Anwen- dung unbedingt säurefeste Handschuhe und eine Schutzbrille getragen werden. Sollte eine Sprüh-Anwendung beim Produkt Oxuvar® 5,7 % oder Milchsäure bevorzugt werden, bedarf es zusätzlich einer Atemschutzmaske mit der Schutzklasse vom Typ FFP2 (FFP = filtering face piece). Die oben genannten Varroazide besitzen alle eine gute Wirksamkeit auf Milben, die auf den Bienen sitzen und eine geringe Toxizität für die Bienen. Jedoch sollte Oxalsäure zur Winterbehandlung nur einmal an einem Bienenvolk angewandt werden, ansonsten können die Bienen vermehrt Schaden nehmen.


Wir wünschen Ihnen eine friedvolle und besinnliche Adventszeit!
Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!


Dr. Otto Boecking,

Prof. Dr. Werner von der Ohe


LAVES Institut für Bienenkunde Celle

Herzogin-Eleonore-Allee 5, 29221 Celle


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