Frühlingshaftes Wetter und Polleneintrag - Futterkontrolle vornehmen

Mitte Oktober 2018 herrschte in Deutschland eine eher sommerliche Witterung vor, die die Bienenvölker noch einmal zum verstärkten Brüten angeregt hatte, nachdem sie aufgrund der sommerlichen Trockenheit zuvor schon einmal eine längere Brutpause eingelegt hatten.

Dabei haben die Völker schon relativ viel Winter-Futter verbraucht. Damit war seinerzeit schon absehbar, dass die Winter-Vorräte bei einigen Völkern jetzt im Frühjahr 2019 schnell knapp werden könnten. Der spätherbstliche Bruteinschlag hatte zudem die Varroa- Vermehrung noch einmal angekurbelt. Darauf hatten wir in unserem Infobrief vom 15.11.2018 hingewiesen.

In den letzten Tagen wurden bei frühlingshaften Temperaturen die ersten Frühjahrsblüher wie Krokusse, Schneeglöckchen und Haselnuss intensiv von den Bienen beflogen. Dort konnten sie ihren ersten Pollen sammeln. Ebenso werden die männlichen Blüten der Erlen (Alnus) intensiv beflogen. Demnächst könnten hier in Niedersachsen schon die ersten Salweiden aufblühen. Die Bienen benötigen den Pollen für ihre Brut, die sie seit einiger Zeit schon pflegen. Sie benötigen zudem jetzt noch mehr Futter als während der zurückliegenden kalten Zeit. Somit können inzwischen die Futtervorräte bei den Völkern knapp sein, denn der geringfügige Nektareintrag reicht jetzt noch nicht zur Kompensation aus. Es gilt nun die Futtervorräte zu überprüfen und gegebenenfalls eine Notfütterung durchzuführen.

Führen Sie jetzt eine Futterkontrolle bei all Ihren Völkern durch. Notfalls muss mit kleinen Rationen schon jetzt nachgefüttert werden!

Sie können die Futtervorräte durch eine Gewichtskontrolle beurteilen, indem die Völker einfach hinten angehoben werden. Um den Vorrat sicher einschätzen zu können, sollten Sie zudem die Abdeckfolie auf den Völkern abziehen und in die Wabengassen schauen. Nicht von den Bienen besetzte Waben sollten jetzt (noch) mit Futter gefüllt sein. Dazu müssen die Waben nicht gezogen werden, denn die verdeckelten Zellen und Futterkränze sind auch so von oben zu erkennen. Eventuell nutzen Sie zur Unterstützung dabei eine Taschenlampe.

Wenn die Völker leicht sind, die Randwaben leer und die mit Bienen besetzten Waben keine Futterkränze haben, muss unbedingt eine Notfütterung durchgeführt werden. Wenn Sie den Mangel feststellen, füttern Sie aufeinanderfolgend eher mit kleinen Portionen. So kann man eher diese Fütterung der weiteren Entwicklung anpassen. Zudem sollten Sie eine Räuberei anderer Bienen vermeiden helfen.


Verschiedene Möglichkeiten der Notfütterung

a) Ideal ist die Fütterung mit kleinen Portionen eigenen Honigs. Das kann aber nur derjenige machen, der nachweislich mittels Futterkranzuntersuchungen ganz sicher ausschließen kann, dass der eigene Honig frei von Sporen der Amerikanischen Faulbrut ist. Keinesfalls darf fremder Honig verfüttert werden!


b) Wenn Sie im Wabenlager keine einwandfreien Futterwaben vorrätig haben, können Sie von den schwereren Ihrer eigenen Völker, die über überschüssiges Futter verfügen sollten, eine volle Wabe entnehmen und diese Futterwaben zur Notfütterung ihren anderen Völkern zuhängen. Mitunter sind volle Futterwaben in schwachen Völkern vorhanden, die aber zu weit von Brutnest der Bienen entfernt sind. Diese können Sie dann an das Brutnest umhängen.


c) Da absehbar zumindest in den nächsten zwei Wochen immer wieder Flugwetter besteht, kann man durchaus auch mit Futterteig zufüttern, denn die Bienen benötigen zur Aufbereitung Wasser, was sie bei Flugwetter draußen finden. Dazu wird ein dünner Fladen Futterteig unter der Folie einfach oben auf das Volk gelegt.

Was ist jetzt noch zu tun?


Bei Ihren starken Völkern können, wenn nicht schon geschehen, die Mäusegitter entfernt werden. Bei schwachen Völkern sollte das Flugloch noch eingeengt bleiben. Beseitigen Sie den Bienentotenfall und das Wintergemüll, indem Sie die Beutenböden reinigen.

Wenn Sie schwache Völker in ihrem Bestand haben, dann benötigen diese (zu)kleinen Völker demnächst einen „boost“ durch „Zwischenparken“ auf starken Völkern. Diese Maßnahme wird aber erst dann durchgeführt, wenn bei den starken Völkern der erste große Schwung Brut geschlüpft ist. Das wird frühestens Mitte März der Fall sein. Das gilt es abzuwarten. Wir werden Sie entsprechend informieren.

Haben Sie Winterverluste bei Ihren Völkern erlitten?

Die Rückmeldungen bezüglich der Winterverluste ganzer Völker 2018/2019 fällt bislang eher heterogen aus. Das heißt, wie in den Jahren zuvor auch, schwankt die Völkerverlustquote in 2019 von keinerlei bis hin zu Totalverlusten. Zu Beginn des Winters gab es lediglich vereinzelt Meldungen von Verlusten. Bei der Herbst-Behandlung waren die allermeisten Völker in Bezug auf den Varroa-Befall unauffällig, wenn auch vereinzelt Ausreißer mit hohen Befallszahlen verzeichnet wurden. Dem folgte dann mit dem Bruteinschlag im Oktober eine kurze Phase der Varroa-Vermehrung.

Die Ursache für Völkerverluste kann man nur durch genaue Untersuchung der Völker ableiten. Die Frage, ob Bienenvölker sich leerfliegen oder man den Totenfall in den Bienenkästen vorfindet, hängt wesentlich vom Wetter, aber auch davon ab, ob die Bienen vor dem Absterben noch fliegen konnten oder nicht. Bei hohem Varroabefall und

einhergehendem Virusbefall der erwachsenen Bienen findet man oftmals leergeflogene Bienenkästen vor. Dann bleiben neben Futter aber oftmals Brutreste auf den Waben zurück, an denen man den Varrobefall gut belegen kann. Sie müssen unbedingt die verstorbenen Völker vom Stand entfernen, die Waben einschmelzen und das Beutenmaterial entsprechend reinigen.

Sollten Sie weitere Fragen haben, dann wenden Sie sich gerne an die Bienenzuchtberater des Institutes:


Herrn Guido Eich (Email guido.eich@laves.niedersachsen.de, tel.: 0178 3121853)
Herrn Ingo Lau (Email wulf-ingo.lau@laves.niedersachsen.de, tel.: 0178 3121846)



Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Spaß mit Ihren Bienen und verbleiben mit den besten Grüßen

Dr. Otto Boecking,

Prof. Dr. Werner von der Ohe, Guido Eich,

Ingo Lau


LAVES Institut für Bienenkunde Celle

Herzogin-Eleonore-Allee 5, 29221 Celle


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